Rede zur Eröffnung der Möglichkeit eines Museums

gehalten von Dr. Hanno Paul am 2.10.2022

Meine Damen, meine Herren, 

wir sind hier glücklich versammelt, um die Möglichkeit des PaGaMu zu eröffnen! Und in die Welt zu rufen.

Es handelt sich hier um ein Kleinod der Museumskunst.

Es geht um lebendige Kulturvermittlung, leicht, beweglich, passgenau.

Hier, wo die Gärtner der königlichen Parkanlagen zuhause waren mit ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und ihren Geheimnissenknüpfen wir heute wieder an und öffnen den Raum für blütenbunte Pfade der neugierigenAnnäherung. Hier werden die wohlbemessenen Alleenund geschwungenen Wegen einer sinnlich tätigen Wiederaneignung des kulturellen Erbes beschritten.


Dieses Erbe liegt uns vor der Haustür und ist die im stetigen Wandel und unablässiger Bewegung begriffene Parklandschaft Sanssouci. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde sie von der Muse geküsst und hat seitdem beständig den Feingeist der nachfolgenden Zeiten in sich aufgesogen. Es ist eine Parklandschaft, die niemals ein ursprüngliches Aussehen hatte und immerzu das Ideal des Vorläufigen gefeiert hat. Sie fügt sich aus ineinander geschachtelten Räumen zusammen, die in einem überreichen Spiel von Verweisen aufeinander bezogen sind, die sich durchdringen und sich in gegenseitiger Anerkennung zu übertreffen suchen.


Die historische Substanz des Parkes ist in stetiger amorpher Wandlung begriffen und selbst die steinernen Figuren und Schmuckelemente wechseln bisweilen die Orte und damit ihre ikonographischen Aussagen, Kommentare und Beiträge. Die Pflanzungen sind einem engeren und rhythmischen Wandel unterworfen. Erneuerung, Beschnitt und Wechsel sind in routiniertenAbläufen organisiert. Die ganze Logistik des Bewahrens, Ausstellens und Pflegens wird von komplexen rationalenErwägungen und Interessenslagen gesteuert. Der Wandel der Moden und des Stilempfindens, dynastisch-politische Erwägungen und der wissenschaftliche Forschungsstand spielen hier ebenso mit hinein, wie die persönlichen Vorlieben einzelner Personen und die professionellen Fähigkeiten anderer. 


Dieser unaufhörliche Veränderungsprozess wird bewusst gemacht und es wird erkundet, welche Zeit aufgrund welcher Überlegungen und Notwendigkeiten auf eine andere Epoche verweisen möchte, welche Vorlieben und Überzeugen sich daraus ablesen lassen. Besonders aber bewegt die Frage, welche Geschenke lassen sich in den Hinterlassenschaften auffinden: Was schenkt mir

den Sinnengenuss, die Erkenntnisfreude und jenes interesselose Wohlgefallen, mit dem Kant das Erleben des Schönen charakterisiert hat. 

 

Die Vielzahl der Spuren des sich wandelnden Geistes in der Parklandschaft lassen sich allein durch die teilnehmende Bewegung des Rezipienten erschließen. Genau dem hat sich nun das PaGaMu verschrieben

Es handelt unter anderem als Bewegungsschule, die in die geeignete Bewegungstechniken hineinführt, aus denen sich die vielgesichtigen Dimensionen des Vergangenen lebendig erschließen.


Haltung annehmen, das Angesicht erheben, den Schritt gemessen setzen, flanieren, spazieren, promenieren. Dabei den unterhaltenden Disput pflegen und die Assoziationen ihrem freien Spiel überlassen, später die Farben mischen, Bilder komponieren, die Linie schwungvoll führen um dann munter zu tupfen, streichen, riffeln, ziehen, schieben, schraffieren, unterlegen, abdecken und aufhellen. Also, gepflegt und überlegt zu dilletierenGerne auch beim szenischen Spiel, mit Improvisationen im Heckentheater oder einem musikalischen Salon.


Im Tun und der kreativen Aneignung lassen sich die zeitlichen Diskrepanzen überschreiten und auflösen. So kann das Gegenüberliegenden tatsächlich vergegenwärtigt und zu einer lebensvollen Begegnung eingeladen werden.

Kulturgenuss mit Musenkuss.

 

Das PaGaMu bleibt frei von jener parasitären und entfremdenden Funktion musealer Einrichtungen, welche die Kunstwerke als verstaubte Exponate konserviert und nummeriert. Das PaGaMu darf aufgrund seiner besonderen Einbindung selbst als Teil des historischen Gefüges auf die materielle Aneignung von Gegenständen verzichten und sich als frommen Dienst an dem umliegenden Kulturerbe verstehen, dessen Wert und Bedeutung es erforscht, darlegt und erschließt.Daraus ergibt sich ein symbiotisches Verhältnis zudiesem gemeinschaftlichen Erbe, eine freundliche Nachbarschaft.


Und doch - 

Das PaGaMu sammelt! Es sammelt Wissen in Form von Anleitungen, Erklärungen und Verständnis, es sammelt Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen, es sammelt Momente, Bestandsaufnahmen und Begebenheiten, es sammelt Ideen, Gedanken und Betrachtungen, es sammelt die Samen des Werdens und Vergehens. Es sammelt.

Das PaGaMu gibt das Gesammelte weiter und sammelt im Weitergeben: 

Es inspiriert Menschen dazu, das im Park Vorfindliche in seiner zeitlichen Gewordenheit zu vergegenwärtigen und hermeneutisch zu erschließen.Die Geschichtlichkeit wird zur erzählten Geschichte und möchte vielstimmig weitergesponnen werden. Dem gestaltenden Betrachter werden Aneigungstechniken zur Verfügung gestellt, die ihn herausfordern, selbst in die Geschichte einzutreten und lustvoll an ihr mitzuwirken. 

Wir dürfen heute die ersten sein. Prost!


PAGAMU - MUSEUM FÜR PARK- UND GARTENKULTUR IN GRÜNDUNG


GEPLANTE ÖFFNUNGSZEITEN

 
gibt es noch nicht. 

aber denkbar sind Vormittagsprogramme für Kitas, Schulen und Senior*innen,

sowie Ferienprogramme und Familienangebote an Wochenenden.

Gewünschte Werkstatt-Adresse

LIEBLINGS- MUSEUMSADRESSE


Gärtnerhof

Lennéstraße 55

14471 Potsdam

Am Park Sans Souci


Aber Achtung: wer jetzt an ein weiträumiges Museum deckt, wird enttäuscht sein. 

Der weiträumige Ort ist der Park gegenüber. Und der kleine Raum im Gärtnerhof 

samt Hausflur lediglich der Startpunkt für unsere Exkursionen.


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